Ob sich Freunde des Körperschmucks lieber in Los Angeles oder in Berlin ein Tattoo stechen lassen sollten, wurde kürzlich im direkten „Städteduell“ – des Hotelportal Expedia – entschieden. Die kalifornische Metropole und die deutsche Hauptstadt gelten als Hochburgen für Tätowierungen.
Lifestyle und Vorurteile
Der Verein Deutsche Organisierte Tätowierer (DOT) weiß: In keiner deutschen Stadt leben so viele tätowierte Menschen wie in Berlin. Die Hauptstadt wartet mit 200 Studios auf, L. A. besitzt nur 150. Offenbar drückt sich in dem Körperschmuck das Lebensgefühl in Berlin aus – allerdings mit einem Wermutstropfen: Ein bekanntes Tattoo-Model offenbarte dem TV-Sender RTL, beim Einkaufen in Mitte angestarrt und misstrauisch beäugt zu werden.
Anders an der US-Pazifikküste – hier zeigen die Menschen gern Haut und noch lieber bunte Tattoos. Die vielen Stars vor Ort schreiten tätowiert über den roten Teppich. Auch Jobsuchende verbergen bei der Bewerbung ihre Tattoos nicht.
Wie wichtig ist der Ruhm?
Mehrere Studios in Berlin werden von Experten empfohlen – einige gelten als Geheimtipp, andere sind auch im Ausland bekannt. Offenbar pflegen die Tätowierer in Berlin das Understatement, von Starkult kann hier nicht die Rede sein. Bekannt sind die Studios und selten die Tattoo-Künstler, von wenigen Ausnahmen abgesehen.
In L. A. wird in Sachen Starrummel eher geklotzt als gekleckert. Im Fernsehen und im Netz lassen sich bekannte Tätowierer von Fan-Gemeinden feiern, in zahlreichen Foren kursieren Meldungen über die Stars der Tattoo-Szene.
Wo gibt es den besseren Service?
In den angesagten Studios sind die Wartelisten lang, da liegen Berlin und L. A. gleich auf. Trotzdem kommt in beiden Städten auch Laufkundschaft zu ihrem Körperschmuck. Preisliche Differenzen ließen sich kaum ausmachen. L. A. ist teilweise sogar etwas billiger, was an der Dollarschwäche liegt. Vor falscher Sparsamkeit wird gewarnt: Sie könnte auf Kosten der Qualität gehen.
Berlin führt bei der Beratung. Laut DOT bevorzugen die meisten Kunden eine individuelle Tätowierung und keine aus dem Katalog. In L. A. verläuft das Vorgespräch oberflächlicher, die Animation zum Tattoo scheint im Vordergrund zu stehen.
Wie sieht es mit den Angeboten aus?
Gut – und zwar in Berlin und in L .A. Beide Städte sind firm in den üblichen zehn Stilrichtungen und deren jeweils rund 50 Sparten. Das Tätowieren spielt sich auf einer globalen Szene ab. Es gibt offenbar keinen typischen Berliner Tattoo-Stil, hier wird eher unangepasst gestochen. In L. A. ist der Mexican Style populär, der sich durch starke Farbigkeit auszeichnet.
Beim Show-Faktor geht der Punkt eindeutig an Berlin mit Events wie der weltweit bekannten Berlin Tattoo Convention. Da kann L. A. nicht mithalten, weiter südlich in San Diego sieht es angeblich anders aus. Insgesamt hat Berlin jedoch die Nase vorn. Gerade in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis ist eine Reise nach Berlin natürlicher günstiger als nach Los Angeles. Gerade die Berliner Hotellerie hat sich auf den steigenden Ansturm von Billigtouristen gewappnet und bietet deutlich günstigere Unterkünfte. So stiegen u.a. auch die Übernachtungen in Berlin von 2011 auf 2012 um rund 10% so das Hotelportal Expedia.
Wo wird „korrekter“ gestochen?
Ganz klar in Berlin. Hier halten die Tätowierer Sicherheits- sowie Hygienevorschriften ein. Seit 2009 regelt eine Verordnung die Kennzeichnungen der Tinten, nachdem in 50 Prozent aller Farbproben Schadstoffe gefunden wurden.
In Kalifornien sind die Vorschriften in puncto Hygiene ebenfalls streng, werden aber von nicht lizensierten Tätowierern unterwandert. Farbuntersuchungen ergaben zudem hohe Schadstoffwerte in Tinten aus US-Produktion. Insofern ist ein Tattoo aus L. A. nicht ganz unbedenklich.
Fazit: Berlin siegt vor L. A. und darf sich als führende Tattoo-Metropole fühlen.